Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung IQ"

FAQ – Schutz vor Ausbeutung: Unseriöse Arbeitgeber*innen und Jobangebote

Was sind unseriöse Jobangebote?

Wenn du eine Arbeit suchst, liest du Jobangebote. Darunter können auch unseriöse Angebote sein: Angebote, die falsche Angaben enthalten oder schlechte Arbeitsbedingungen haben. Diese Angebote können dir schaden, wenn du sie annimmst.

Falsche Angaben können Versprechungen (gute Aufstiegschancen, flexible Arbeitszeiten etc.) oder falsche Angaben zu Gehalt oder deinen Aufgaben sein. Unseriös kann ein Jobangebot auch sein, wenn die Beschreibung diskriminierend ist: Zum Beispiel werden nur „junge Mitarbeiter“ gesucht.

Wie erkennst du unseriöse Jobangebote?

Unseriöse Jobangebote sind oft schwer zu erkennen. Sie können auf den ersten Blick gut wirken – zum Beispiel bieten sie viel Geld oder kurze Arbeitszeiten. Viele unseriöse Jobangebote haben die gleichen Merkmale, auf die du achten kannst.

Du solltest vorsichtig sein…

  • wenn nicht klar ist, wer der/die Arbeitgeber*in ist (welche Firma/welcher Betrieb).
  • wenn in dem Angebot steht, dass du schnell und viel Geld verdienen kannst, aber keine berufliche Qualifikation (Ausbildung, Studienabschluss, Berufserfahrung etc.) dafür brauchst.

Beachte: Für gut bezahlte Jobs in Deutschland muss man meistens eine hohe Qualifikation haben!


  • wenn kein Brutto-Gehalt genannt wird, sondern nur ein hoher Nettoverdienst.
  • wenn darin keine Informationen über die Art der Arbeit stehen (was du tun musst).
  • wenn keine Ansprechpartner*innen genannt werden (an wen du dich wenden kannst, um mehr über den Job zu erfahren).
  • wenn darin keine Arbeitszeiten und keine Arbeitsorte stehen (keine Wochenarbeitszeit).
  • wenn nur eine Telefonnummer als Kontakt angegeben ist, aber keine Informationen zur Firma/dem Betrieb und keine Adresse der Firma/des Betriebs.
  • wenn keine Firmen-E-Mailadresse angegeben ist, sondern nur private E-Mailadressen.
  • wenn wichtige Informationen auf der Internetseite des Unternehmens fehlen (oder die Seite, auf die verwiesen wird, gar nicht zu dem Angebot gehört).

Wenn ein oder mehrere Punkte zutreffen, solltest du nachfragen oder dir direkt Hilfe bei den Berater*innen der Fairen Integration holen.


 

Wie erkennst du unseriöse Arbeitgeber*innen?

Auch in einem ersten Gespräch (Vorstellungsgespräch) für einen Job, kannst du einige Dinge beachten. Dein zukünftiger Chef/deine zukünftige Chefin sollte dir Zeit geben, auf alle Fragen zu antworten und ohne Druck zu entscheiden. Zeichen für unseriöse Arbeitgeber*innen sind, wenn…

  • … du sofort eine Entscheidung treffen sollst/den Vertrag sofort unterschreiben sollst (ohne, dass du ihn in Ruhe lesen kannst).
  • … du Geld zahlen musst, um Lernmittel oder Unterlagen zu erhalten.
  • … du deine Ausweisdokumente (Pass, Personalausweis) herausgeben sollst.
  • … dir keine Kopien der unterschriebenen Dokumente gegeben werden.
  • … du in irgendeiner Weise unter Druck gesetzt wirst: Zum Beispiel, wenn dir gesagt wird, es gäbe andere Bewerber*innen, die für weniger Geld arbeiten würden. Oder wenn dir gesagt wird, je schneller du dich entscheidest, umso mehr Geld würdest du bekommen. Oder dass du nur arbeiten darfst, wenn du jederzeit erreichbar bist etc.  
  • … du bei Arbeitsbeginn nicht nach deinen Bankangaben, deiner Sozialversicherungsnummer oder Krankenkasse gefragt wirst.

Wenn du bereits einen Job hast, solltest du darauf achten, dass deine Arbeitsrechte eingehalten werden. Auch hier gibt es Anzeichen, auf die du achten kannst. Unseriöse Arbeitgeber*innen…

  • … geben dir keine Anmeldung zur Sozialversicherung (du erhältst sie bei jedem sozialversicherungspflichtigen Job zu Beginn).
  • … bezahlen dich immer in bar und weigern sich, dir Informationen zu deiner Bezahlung zu geben (geben dir keine Lohnabrechnung)

Achtung: Es könnte sein, dass du illegal beschäftigt wirst! Du solltest dir direkt Hilfe holen, denn illegale Arbeit ist strafbar in Deutschland und kann negative Folgen für dich haben!


  • … setzen dich unter Druck, zum Beispiel wenn du krank wirst: sie drohen dir mit Kündigungen oder damit, dir kein Geld für die Zeit deiner Krankheit zu zahlen.
  • … fordern deine Ausweisdokumente ein.

Beachte: Du solltest deine Originaldokumente niemals herausgeben!


  • … fordern von dir eine ständige Erreichbarkeit (auch nachts), ohne dass du für diese Zeit bezahlt wirst.
  • … fordern von dir Überstunden, die nicht in deinem Vertrag stehen und nicht bezahlt werden.

Wenn du das Gefühl hast, unfair behandelt zu werden oder unter Druck gesetzt zu werden, wende dich direkt an deine Beratungsstelle von Faire Integration. Die Berater*innen helfen dir, deine Rechte durchzusetzen.




 

Wie kannst du dich vor unseriösen Angeboten schützen?

Du kannst dich vor diesen Angeboten schützen, indem du Folgendes beachtest:

  • Du solltest Jobbeschreibungen immer gründlich lesen. Wenn du sie nicht verstehst, solltest du nachfragen oder dir Hilfe holen.
  • Du kannst prüfen, ob das Angebot mit anderen Jobangeboten vergleichbar ist. Du solltest dir ähnliche Stellenangebote ansehen und das Gehalt/den Lohn vergleichen.
    Zum Beispiel: Es ist möglich, dass zu hohe Beträge im Angebot stehen! Bei einem Job ohne Qualifikationen wird das Gehalt selten bei 3.000/5.000 Euro brutto im Monat liegen.
  • Wenn zu hohe Beträge angegeben sind, kann es sein, dass mit dem Angebot versucht wird, Arbeitskräfte anzulocken. Es kann sein, dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind und du weniger Lohn bekommst als angegeben.
  • Lasse dich niemals drängen, ein Angebot direkt anzunehmen oder einen Vertrag zu unterschreiben! Seriöse Arbeitgeber*innen geben dir Zeit, damit du dir alles in Ruhe überlegen kannst.
  • Unterschreibe niemals ein Dokument, wenn du es nicht verstehst.
  • Gib niemals deine Ausweisdokumente heraus! Wenn dein*e Arbeitgeber*in deinen Pass/Ausweis oder dein Visum sehen will, kannst du Kopien davon machen. Die Originaldokumente musst du immer behalten!
Wie kannst du prüfen, ob dein Arbeitsvertrag seriös ist?

Was in einem Arbeitsvertrag stehen muss und was nicht, findest du in unserem FAQ Arbeitsvertrag. Du kannst prüfen, ob alle wichtigen Angaben in deinem Arbeitsvertrag stehen (Namen und Adressen der Vertragspartner*innen, Bezahlung, Arbeitsstunden, Arbeitsort, Urlaubstage, Kündigungsfristen etc.).

Du solltest auch prüfen:

  • Wirkt der Arbeitsvertrag seriös? (Ist er korrekt geschrieben? Stimmen alle Angaben? Sind Fehler in dem Vertrag, zum Beispiel Grammatikfehler?)
  • Ist klar erkennbar, wer die Vertragspartner*innen sind (Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in)
  • Enthält der Vertrag ungewöhnliche Zusätze? Ungewöhnliche Zusätze können zum Beispiel Regelungen zu Überstunden oder zur Versetzung an andere Arbeitsorte sein. Wenn du dir unsicher bist, ob du dadurch Nachteile hast, hole dir Hilfe.

Beachte: Du musst deinen Arbeitsvertrag prüfen, bevor du ihn unterschreibst! Mit deiner Unterschrift stimmst du dem Vertrag zu. Danach wird es schwierig, deine Zustimmung rückgängig zu machen. 


Folgende Punkte sollten nicht in deinem Arbeitsvertrag stehen:

  • Hohe und nicht nachvollziehbare Vertragsstrafen
  • Lange und unverhältnismäßige Bindungsklauseln: Wenn zum Beispiel Sonderzahlungen davon abhängig gemacht werden, dass du mindestens zehn Jahre in der Firma/im Betrieb arbeitest.
  • Ausschlussfristen von weniger als drei Monaten: Eine Ausschlussfrist ist die Frist (=Zeitraum) nach deren Ende deine Ansprüche auf gewisse Dinge, wie zum Beispiel Lohnauszahlungen, verfallen.
Worauf du in einer Ausbildung achten musst:

In der Ausbildung muss dein Betrieb/deine Firma einen Ausbildungsvertrag mit dir schließen. Darin steht: Dein Arbeitsort, Lernort (zum Beispiel Berufsschule) und welche Inhalte und Zeiten der Vertrag beinhaltet.

Wenn du einen Arbeitsvertrag bekommst, ist das nicht richtig! Du solltest dir Hilfe holen und dich beraten lassen!