Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung IQ"

Proteste gegen Arbeitsbedingungen – Lkw-Fahrer wird unter Druck gesetzt

12.02.2025

Aktuell protestieren einige Lkw-Fahrer aus Simbabwe auf deutschen und französischen Raststätten gegen ihre Arbeitsbedingungen. Der Protest wird von ver.di, der Road Transport Due Diligence (RTDD) und den Berater*innen der Faire Integration unterstützt.

Ein Faire Integration Berater aus Bayern konnte mit einem Lkw-Fahrer in Erlangen sprechen: Der Mann war über Südafrika angeworben worden. Dort hatte er 1200 US-Dollar bezahlt, um einen slowakischen Arbeitgeber vermittelt zu bekommen und beim Visumsverfahren unterstützt zu werden. Der Berater konnte den Fahrer über seine Arbeitsrechte aufklären und bietet sich als Gesprächspartner für weitere Fragen und Probleme an.

Unvollständige Lohnzahlungen & unzulässige Arbeitszeiten

Im August 2024 kam der Fahrer in der Slowakei an und lebte dort zunächst für zwei Monate in einem Hostel, mit drei Personen auf einem Zimmer. Die Unterkunft stellte der Arbeitgeber zur Verfügung. 

Im Oktober 2024 begann er seine Arbeit und fuhr Transporte durch verschiedene europäische Länder. Dabei war ihm ein Lohn von 870 Euro/brutto im Monat versprochen worden. Die Gehaltszahlungen waren jedoch unregelmäßig und jeweils niedriger als vereinbart, auch erhielt er keine Lohnabrechnungen. Ob er krankenversichert war, konnte er ebenfalls nicht sagen, da er keine Dokumente hierzu erhielt. Hinzu kam, dass er regelmäßig zwischen 13 und 15 Stunden am Tag fahren musste, Ruhezeiten und Höchstarbeitszeiten wurden nicht eingehalten.

Aufklärung über Arbeitsrechte für Lkw-Fahrer

„Was er mir erzählt hat, ist nichts Neues: Arbeitszeiten werden nicht eingehalten, der vereinbarte Lohn wird nicht gezahlt!“ so schätzt der Berater aus Nürnberg die Lage ein. „Auch dass unklar ist, ob er überhaupt krankenversichert ist, zeigt, dass versucht wird, die Arbeitnehmer*innen möglichst wenig zu informieren: Unsere Aufgabe ist es daher als Berater*innen der Fairen Integration, die Fahrer über ihre Arbeitsrechte aufzuklären.“

Der Arbeitgeber des Fahrers forderte schließlich auch über 2000 Euro von ihm zurück, für die Unterbringung vor Arbeitsbeginn in der Slowakei. Als er sich gemeinsam mit Kollegen Ende Januar wehrte, wurde ihm zwar noch einmal Geld gezahlt, aber noch immer hatte er nicht seinen vollständigen Lohn erhalten.  

Polizei muss eingreifen und Lkw sichern

Bereits vor dem Protest versprach der Arbeitgeber dem Lkw-Fahrer über Chatnachrichten mehr Gehalt und Prämien. Allerdings erhielt der Fahrer bis heute keine der Prämien.
Aufgrund des Protests kamen am 27.01.2025 vier Personen der Transport-Firma auf die Raststätte und versuchten, die Tür zu seinem Lkw zu öffnen. Nachdem er die Polizei gerufen hatte, verschwanden diese wieder. Am Folgetag kamen sie erneut und konnten wieder durch die Polizei kurzfristig abgewehrt werden. Dann gelang es ihnen in den Lkw zu steigen und samt dem Fahrer im Lkw loszufahren. Dieser alarmierte die Polizei erneut, die daraufhin alle Personen an der Weiterfahrt hinderte und den Lkw in Gewahrsam nahm.

Ausgang weiterhin ungewiss

Nach diesen Vorfällen übernachtet der Lkw-Fahrer aktuell in einer Unterkunft und wartet weiterhin auf die ausstehenden Lohnzahlungen. Die Berater*innen von Faire Integration sowie von ver.di und der Road Transport Due Diligence (RTDD) halten weiter Kontakt zu ihm und bieten ihre Unterstützung an. „Da er sich nicht sicher ist, wie es weitergeht, müssen wir als Berater*innen auch eine beruhigende Rolle spielen und ggf. erklären, wie Arbeitgeber*innen in solchen Situationen möglicherweise reagieren.“, so der Faire Integration Berater.