Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung IQ"

Lkw-Fahrer aus Simbabwe kämpfen um ihre Arbeitsrechte

03.02.2025

Faire Integration vor Ort

Mehrere Lkw-Fahrer aus Simbabwe protestieren aktuell auf deutschen und französischen Rastplätzen: Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn. Laut Angaben von ver.di würden die Männer in ihren Lkws schlafen und nur etwa 30 Euro Lohn pro Tag erhalten. Die Fahrer sind bei einem slowakischen Unternehmen angestellt, welches die Vorwürfe bisher bestritt.

Die Fahrer sind auf verschiedenen Raststätten in Deutschland und Frankreich verteilt und werden von ver.di und der Road Transport Due Diligence (RTDD) unterstützt. Auch die Berater*innen von Faire Integration sind vor Ort, um die Fahrer über ihre Arbeitsrechte aufzuklären und sie mit Lebensmitteln zu unterstützen.

Ohne Heizmöglichkeit auf der Raststätte

Auf einer Raststätte nahe Krefeld harrt einer der Fahrer seit einer Woche aus. Er war im internationalen Transport unterwegs, in Spanien, der Schweiz, Frankreich und auch in Deutschland. Für seine Arbeit wurde ihm bisher nur ein Bruchteil seines Gehalts ausgezahlt. Über eine Chatgruppe hält er Kontakt mit den anderen Fahrern, ist aber allein auf der Raststätte.

Hier funktionieren die Duschen aktuell nicht – und auch seine Fahrerkabine kann er nicht beheizen. Schon zwei Mal seien Angestellte seines Arbeitgebers gekommen und hätten versucht ihn aus dem Lkw zu zwingen. Sie hätten ihm die technische Ausrüstung weggenommen, die er zum Heizen bräuchte und den Lkw festgesetzt. Er kann also auch nicht weiterfahren. Auch die Ladung samt Anhänger wurde mitgenommen.

Beratung & Nahrung für den Fahrer

Der Experte der Fachstelle Faire Integration, Mousa Othman, kam auf die Raststätte, um mit dem Fahrer zu sprechen. Er berichtete ihm von der Möglichkeit Beratung in Anspruch zu nehmen und hörte sich dessen Sorgen an.

„Ähnliche Fälle kennen wir bereits aus der Vergangenheit – den Fahrern wird mehr Geld versprochen, aber dann erhalten sie nicht einmal Mindestlohn.“ so Mousa Othman. „Wir können die Fahrer*innen unterstützen, indem wir sie über ihre Arbeitsrechte aufklären und dabei helfen, ihre Ansprüche durchzusetzen und zum Beispiel mit den Arbeitgeber*innen Kontakt aufnehmen, wenn sie das möchten.“

Um die Situation für den Fahrer zu erleichtern, brachte er einige Nahrungsmittel wie Wasser, Brot und Reis auf die Raststätte mit. Auch ver.di und die RTDD sind weiter in Kontakt mit den Fahrern und fordern deren Bezahlung. Obwohl Kontakt zum Arbeitgeber besteht, ist der Erfolg der Verhandlungen für den Fahrer nicht sicher.

„Is it really worth dying for?“

Vor Arbeitsantritt seien dem Fahrer 2000 Euro pro Monat versprochen worden, seit Oktober letzten Jahres habe er insgesamt nur 3000 Euro bekommen. Jetzt wartet er auf seinen Lohn, aber er weiß, dass er nicht mehr lange warten könne. Dafür sei es einfach zu kalt: „Is it really worth it? Dying in the cold. I don´t want money anymore, I want to come out alive. “

Laut Aussage des Fahrers soll es innerhalb der nächsten Tage zu einer Entscheidung kommen. Er hofft auf eine Einigung mit dem Arbeitgeber und eine Auszahlung des ausstehenden Lohns. Dann will er kündigen und sich möglichst schnell eine neue Arbeit suchen. Denn er hat selbst für die Vermittlungsagentur und die Reise für den Job als Lkw-Fahrer bezahlt und dadurch finanzielle Verluste erlitten. Mit jedem Tag, sagt er, verliere er Geld, das er längst in einem neuen Job verdienen könne.